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Rufiji Expedition

Ein paar Jahre nach der Luangwa Tour waren wir wieder zu viert unterwegs, diesmal trafen wir uns in Dar Es Salam. Wir, das waren Alfons, den ihr schon kennt, ein Arzt, ein Förster und ich. Dieses Mal sollte es in das Wildreservat Selous gehen, das sich mit mehr als 50.000 km² über mehrere Regionen Tansanias erstreckt. Im Jahr zuvor hatte ich einen Deutschen getroffen, der eine Lodge am Ende des Selous Game Resorts betreibt. Das sollte unser Anlaufpunkt werden.

Klar war uns bereits im Vorfeld, dass ein Aufenthalt im größten kontrollierten Wildschutzgebiet Afrikas nicht unproblematisch sein dürfte, wenn man uns darin ohne Genehmigung erwischte – und ein solche hatten wir nun mal nicht. Touristisch erschlossen und zugänglich ist nur ein kleiner Teil ganz im Norden, der Rest des Reservats ist Jagdgebiet. Jetzt, am Ende der Regenzeit, waren die Jagdcamps alle noch leer, die Saison würde erst später beginnen, und so hofften wir, unentdeckt zu bleiben. Ursprünglich wollten wir mit dem Zug Richtung Sambia fahren, ihn an einer günstigen Stelle stoppen lassen und einfach abspringen. Dieses Vorhaben war leider nicht von Erfolg beschieden – der Zug fuhr mit unverminderter Geschwindigkeit an besagter Stelle vorbei. So reisten wir bis Ifakara weiter und organisierten von dort aus einen Transport zum Fluss: der Kilombero mündet später in den Rufiji.
Bereits am ersten Tag kreuzten Nilpferde, Elefanten und Krokodile unseren Weg über den Fluss. Eine Elefantenherde war so überrascht von uns, dass die Dickhäuter wie erstarrt verharrten. Nachts spazieren zwei Hippos gemächlich an meinem Zelt vorbei, um zu fressen …

Es hätte eine perfekte Tour werden können, wären da nicht die südafrikanischen Jäger gewesen, die einen Ponton über dem Fluss errichtet hatten und uns entdeckten. Auf ihre wilden Gesten und Rufe hin winkten wir noch ganz beherzt zurück und fuhren einfach weiter. In der Mittagspause dann hörten wir einen Motor, kurz darauf machte ein Boot vor uns fest: Park Ranger! Sie fackelten nicht lange herum und nahmen uns unter Arrest, das Raft an die Leine und dirigierten uns zu ihrem Camp.

Es folgen mehrere Versuche, mit dem Hauptquartier in Dar Es Salam Kontakt aufzunehmen, aber aufgrund schlechter Verbindung war eine Kommunikation nicht möglich. Nach zwei Tagen nahm uns einer der südafrikanischen Jäger mit nach Dar Es Salam ins Hauptquartier der Park Verwaltung. Es wurde das Elfenbein-Haus genannt und tatsächlich gab es hier mehrere riesige Hallen voller Elfenbein!
Alle weiteren Versuche, eine offizielle Genehmigung für den Park zu erhalten, scheiterten. Ein wenig desillusioniert konnten wir doch froh sein, um eine saftige Strafe herum gekommen zu sein.

Schließlich machten wir auf der Landkarte den Wami River aus, der in den Indischen Ozean fließt und an einen Nationalpark grenzt. Kurz entschlossen machten wir uns auf den Weg dorthin. Nach zwei Wildwasserpassagen gleich zu Beginn wurde es bald ruhiger auf dem Wasser und wir waren wieder unter Nilpferden und Krokodilen. Sehr viele Tiere bekamen wir zwar nicht zu Gesicht aber die traumhafte Landschaft und der Erfolg beim Fischen entschädigte uns voll. Am Ende fehlte uns leider der Durchblick, wie wir wieder zurück in die Zivilisation kommen sollten. Alfons und ich wollten eigentlich noch bis in den Indischen Ozean paddeln und am Strand ein paar Tage verbringen, aber da machte uns der Arzt mit seiner Haiphobie einen Strich durch die Rechnung.

An der Mündung des hier sehr strömungsstarken Wami trafen wir auf ein paar Hütten und fragten die Leute, ob wir hier campen dürften. Wir durften und eine Dhau (Segelschiff), das uns in die nächste Stadt mitnehmen könne, käme auch bald vorbei. Als man uns dann noch erzählte, dass es nicht weit weg in einem Dorf eine Bierkneipe gäbe, waren der Doc und ich nicht mehr zu halten vor Freude. Das afrikanische „Nicht-weit-weg“ stellte sich dann allerdings als schlappe drei Stunden Fußmarsch heraus! Die Dorfkneipe war ein dunkles Loch mit lauwarmem Bier und selbst gebranntem Schnaps. Durch das anstrengende Heimtorkeln wurde der Rückweg zum Gewaltmarsch – als wir ankamen, waren wir fast schon wieder nüchtern und die Dhau lag bereits vor Anker. Nach einer eiskalten Nacht an Deck des überfüllten Schiffes kam gegen Morgen Land in Sicht, doch der Kahn kreuzte weitere fünf Stunden, um in Küstennähe zu kommen. Ich hatte keine Ahnung, dass Segeln so aufwendig ist! Bis auf hundert Meter kam das Schiff schließlich ans Ufer heran, den Rest mussten wir schwimmend zurücklegen. Die Ausrüstung wurde dabei einzeln herunter geworfen und wir brachten Stück für Stück an Land. Die letzten drei Tage ließ ich an den herrlichen Stränden von Sansibar ausklingen.

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Karte - Rufiji Expedition
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